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Mit dem Anschein von Rechtsstaatlichkeit

In Bad Laasphe schaute Armin Flesch in dem Vortrag „Die Erben der Arisierung“ hinter Kulissen

Bad Laasphe. Das Thema: die Arisierung Deutschlands durch die Nazis. Die Vortragsdauer: drei Stunden. Das hört sich nach harter Arbeit an. Dennoch war die Zuhörerschaft in der Alten Synagoge Bad Laasphe, in die der örtliche Christlich-Jüdische Freundeskreis zu eben jenem Thema eingeladen hatte, auch abends um 22 Uhr nach dem Vortrag noch hellwach beeindruckt davon. Was vor allem am Referenten lag: Der Journalist und Autor Armin Flesch aus Frankfurt gab für das Thema Einblicke ins große Ganze, aber auch in die kleinen wichtigen und spannenden Details. Deutlich spürbar dabei, wie akribisch er sich seit inzwischen einem Jahrzehnt mit dem Thema beschäftigt und auch in den entlegensten Winkeln der Welt und der Wahrheit Fakten sammelt. Dabei formulierte er im Vortrag oft mit großer Leichtigkeit, was das schwere Thema wenigstens ein bisschen ertragbarer machte.

Die Erben der Arisierung“ lautet die Überschrift des Abends, wobei er zunächst einmal ganz technisch auf den Ablauf der Ausgrenzung blickte: Wenn Juden bestimmte Berufe verboten wurden, dann gab es auf einmal viele Stellen für andere; wenn Juden Deutschland mit sehr wenig Besitz verlassen mussten, dann konnte man günstig an ihr Eigentum kommen; wenn man Juden deportierte, dann gab es über Nacht viele freie Wohnungen und Häuser. Jahrhundertealte antisemitische Lügen wurden in Hitler-Deutschland Staatsüberzeugung und das Fundament von Gesetzen, mit denen die Nazis ihrem Judenhass den Anschein von Rechtsstaatlichkeit gaben.

Nachdem Armin Flesch eine Stunde lang über die ganz normalen Nutznießer der Alltags-Arisierung in diesem menschenverachtenden System gesprochen hatte, ging es doppelt so lange um die konkreten Arisierungen zweier Unternehmen in Hessen und Rheinland-Pfalz: durch Mitarbeitende aus der zweiten Reihe oder aber sogar durch Profiteure aus der Nazi-Hierarchie, die allesamt ihre Schäfchen ins Trocken brachten. Niederschmetternd waren die Ergebnisse von Armin Fleschs Recherchen, wie direkt nach dem Zweiten Weltkrieg und auch später Rückgabe-Gesuche fadenscheinig unterlaufen wurden, wie bis zum heutigen Tage auf Geschäftsseiten von Firmen mit geschickten Formulierungen die Wahrheit verbogen und verborgen, manchmal sogar handfest gelogen wird.

Nach allem Bemühen um Aufarbeitung der Nazi-Zeit in Deutschland hinterließ dieser Abend bei der Zuhörerschaft wohl ein eher schales Gefühl. Das einzig Ermutigende für den Augenblick: Rund drei Dutzend interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich aus ganz Wittgenstein zu diesem Abend in das Haus einladen lassen, das bis zur Schändung in der Reichspogromnacht 1938 die Laaspher Synagoge war. Und jetzt ein Gebäude ist, das ein Erinnerungs-, Lern- und Begegnungsort werden soll, der mit dem Blick zurück eine bessere Zukunft gestalten will. Tags drauf war Armin Flesch mit seinem Vortrag auch im Städtischen Gymnasium Bad Laasphe, hier hörten nochmal rund 120 Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler ganz interessiert zu. Dem Christlich-Jüdischen Freundeskreis Bad Laasphe sind solche Verbindungen zu Schulen ganz wichtig.

Text: Jens Gesper 

Rund drei Dutzend Zuhörerinnen und Zuhörer, auf dem Foto sind längst nicht alle zu sehen, lauschten in der Alten Synagoge an der Laaspher Mauerstraße den Ausführungen des Frankfurter Journalisten und Autors Armin Flesch. (Foto: Jens Gesper)

Auch nach dem Vortrag gab es für die Besucher noch die Möglichkeit, mit dem Frankfurter Journalisten und Autor Armin Flesch (Mitte) ins Gespräch zu kommen. (Foto: Jens Gesper)

Auch in der Aula des Städtischen Gymnasiums Bad Laasphe lauschten rund 120 Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler interessiert dem Vortrag von Armin Flesch zum Thema „Die Erben der Arisierung“. (Foto: Städtisches Gymnasium Bad Laasphe)

Spendenkonten

Da der Verein die alte Synagoge in der Mauerstraße 44 renovieren will, benötigt er finanzielle Unterstützung (Spendenquittungen werden erstellt).

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Sparkasse Wittgenstein

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